Galapagos - ein Intermezzo

Dienstag, 01.04.2014

Hier noch meine Geschichte zur Tsunami-Warnung im Pazifik vom 01.04.2014.

Ich verbrachte gerade die ersten Tage auf Santa Cruz und ehrlich gesagt war ich etwas einsam. So wirklich hatte ich noch niemanden kennengelernt, aber wollte auch nicht alleine im Zimmer sitzen bleiben. Also ging ich auswärts essen. Ich habe mich also in ein Lokal gesetzt und plötzlich merke ich wie die Leute auf der Straße aufgeregt werden. Ich konnte einen Alarm hören und die Familie am Nebentisch springt sofort auf ... Hmmh. Ich frage also die Bedienung, was denn los sei. Ach meinte sie, Tsunami oder so, keine Ahnung. Ok, dachte ich, wenn sie als Einheimische so cool bleibt, kommt bestimmt öfters vor und gab meine Bestellung auf.

Ich konnte dann auf einem Ohr noch das Wifi-Passwort hören und war gerade dabei rauszufinden, dass es tatsächlich eine Tsunami-Warnung an der Küste Chiles gab, als mich ein Mann ansprach. Er fragte ob ich Spanisch spreche und ich solle sofort in mein Hotel gehen, die würden mir sagen, was zu tun ist. Es wäre ein Tsunami-Alarm. Also ging ich zur Theke. Der Mann sagte mir ebenfalls, dass es ein Tsunami-Alarm sei, ich soll in die "partas más alto" gehen, nicht in Richtung Meer laufen (was ca. 100 m weg war). Innerlich musste ich etwas lachen und dennoch, vermutlich aus leichter Nervosität, vergewisserte ich mich noch einmal nach der Richtung. Ich fragte aber, ob ich mein Essen mitnehmen dürfte, ich hätte nämlich Hunger. Er lachte und sagte ja klar. Eine gefühlte Ewigkeit später und mit steigender Nervosität nahm ich mein Essen in Empfang und machte mich auf zum Hostel. Dort kam mir der Bruder von Maria entgegen (ihr gehört das Hostel) und meinte das Hostel ist zu und ich solle in höhere Lagen gehen. In dem Moment wurde mir dann doch sehr mulmig und ich fragte ja aber wohin genau (nur zur Info, es war dunkel) und ob ich denn wenigstens meinen Pass holen könnte. Er rief dann seine Schwester, die gerade um die Ecke bog, sie kam zurück und schloss mir mein Zimmer auf. Sie schien scheinbar sehr nervös, aber wie sich herausstellte nicht wegen der Warnung sondern weil ihr Vater genau in diesem Moment mit Herzinfarkt ins Krankenhaus eingeliefert werden sollten und sie nicht wussten, wo er sich gerade befand. Ich schnappte mir also alle meine wichtigen Unterlagen und Kreditkarte, meine Kamera, eine Jacke, was zum Trinken und meine Zahnbürste. Nachher musste ich darüber etwas lachen... Maria meinte ich könne mit ihr in ihr Haus fahren... da war ich erst einmal erleichtert.

Wir warteten also draussen auf der Straße auf jemanden, der uns abholt. Die Straßen leerten sich, die Polizei scheuchte die letzten Leute weg, vollbepackte Pickups fuhren an uns vorbei. Nur wir standen noch da, weniger als 100 m vom Meer entfernt! Ich wurde dann doch etwas ungeduldig, aber Marias Bruder meinte, selbst beim letzten Tsunami ist nur etwas Wasser in die Straßen gelaufen. Dann kam ein kleiner Lastwagen. Auf der Ladefläche erkannte ich Marias Tochter, die mich gleich freudig begrüsste. Ab diesem Moment war ich eigentlich wieder total relaxt. Es waren noch mehr Leute auf dem Lastwagen. Nur Marias Bruder blieb mit den Hunden zurück. Er meinte, es passiert eh nichts und er habe mehr Angst um sein Boot draussen. Wir fuhren die Haupstraße hoch nach Bellavista (ca. 15 min). Überall warteten Menschen am Straßenrand auf jemanden. Auch wir nahmen noch mehr Leute mit. In Bellavista war dann doch fast sowas wie Partystimmung, das Dorf war voll mit Menschen, viele Touristen (wobei ich mich fragte, wie die alle dorthin gekommen sind), alle Restaurants waren voll belegt. Wir fuhren in Bellavista zur Krankenstation, wo ich mit Maria ausstieg. Es war mir unangenehm in dem Moment der Familie zur Last zu fallen. Also suchte ich mir eine Bank und aß mein kaltes Stück Pizza, welches ich den ganzen Weg über in den Händen hielt. Ich unterhielt mich noch mit einer Peruanerin, aber niemand hatte wirklich viele Informationen. Es war aber wohl klar, dass es nicht schlimm ist ... Irgendwann schlief ich ein und jemand deckte mich mit einer Jacke zu. Nach ca. 5 Stunden dann (gegen 1 Uhr morgens), kamen Marias Tochter und Sohn vorbei und brachten mich wieder zurück. Maria und ihre Schwestern blieben, dem Vater ging es wohl nicht gut, das konnte man in ihren Gesichtern sehn. Auf dem Weg zurück konnte ich viele Touristen beobachten, die in ihre Unterkünfte zurückliefen und ich war dankbar, dass ich die Stunden nicht auf mich alleine gestellt war.

Es ist am Ende nichts passiert, aber zwischendrin war ich doch schon ganz schön nervös. Falls ich das nächste Mal überstürzt einen Ort verlassen muss, werde ich auf jeden Fall mehr mitnehmen als nur meine Zahnbürste 😀