Luise und ich in Bahía

Freitag, 28.02.2014

Luise und ich fuhren also mit einem mega komfortablen Bus (ejecutivo) nach Portoveijo, dort mussten wir nämlich in einen anderen Bus umsteigen.

Manchmal verstehe ich nicht so wirklich, wo die Busse immer so halten, auf jeden Fall mussten wir an der Tankstelle aussteigen und rüber zum Busbahnhof laufen. Eine Frau sprach mich an und soweit ich es verstanden habe, wollte sie wissen ob es da zum Busbahnhof geht (im Nachhinein glaub ich hat sie mich gefragt, ob ich weiß, wo der Busbahnhof ist). Sie wollte wissen, ob ich zum ersten Mal da sei und wo ich denn hinfahre. Da sie leicht gehbehindert war, blieb ich in ihrer Nähe, falls sie Hilfe mit dem Koffer bräuchte. Sie hat noch mehr mit mir geredet, aber ich konnte nicht alles verstehen. Ich glaube nicht, dass ich wirklich so hilflos aussah, aber sie hat dann für mich gefragt, wo der Schalter für den Bus nach Bahía ist. Sie hieß Jacqueline und hat gefragt, ob ich eine Telefonnummer habe, sie würde mich dann nachher von ihrem Zuhause anrufen. Als ich dann mein Ticket hatte, hat sie noch einmal ganze 20 Minuten mit mir gewartet, bis mein Bus kam (war eigentlich der falsche, meiner kam nochmal 10 min später). Trotzdem fand ich das supernett und tatsächlich hat sie mich später angerufen, ob denn todo bueno ist und ich gut angekommen bin. Fand ich echt süß!

In Bahía bezog ich ein Hostel, was von Amerikanern/Schweden/Ecuadorianer betrieben wird. Dazu gehörte eine Bar, wo dementsprechend viele Expats rumhingen. Bis auf die Baustelle nebendran war es echt nett. Nach Bahía hat mich vor allem eine Tatsache gelockt, sie nennt sich die ökologischste Stadt Ecuadors. Das El Niño-Jahr 97/98 traf die Gegend sehr hart, vor allem die Fischer. Zusätzlich kamen schwere Erdrutsche hinzu und durch Versandung verlor der ehemals wichtige Hafen an Bedeutung.

(Einfache Erklärung El Niño: im Durschnitt (!) wechseln alle 12 Jahre die Druckverhältnisse über dem pazifischen Ozean, dadurch steigt an der südamerikanischen Küste nicht mehr das kalte Wasser auf, sondern das warme aus Südostasien sinkt ab. Kaltes Wasser bedeutet viel Plankton, viele Fische und i.d.R. auch viele Wale. Das warme Wasser führt dementsprechend zu Fischsterben, die veränderte Meeresströmung zu klimatischen Veränderungen, hier z.Bzp. heftige Niederschläge. Erstmal wurde das ganze von Fischern an Weihnachten "El Niño" - der Junge - beobachtet)

Daraufhin erfand sich die Stadt neu und entwickelte auch ein ökologisches Bewusstsein. So gibt es in der Gegend viele ökologische Farmen und Krabbenzuchten, es gibt Umweltbildungszentren und ökologische Projekte zur Wiederherstellung der Mangrovenwälder und Bemühungen zum Recycling. Auch wenn es für manch anderen nicht so spannend klingt, eine Recycling-Anlage anzusehen, für mich war es einfach eine Freude zu wissen, es geht auch anders, nachdem ich den ganzen Müll auf den Straßen sehen musste. Leider musste ich aber feststellen, dass die Agentur, die diese Ausflüge organisiert, nicht mehr existiert. Ich habe dann mit Händen und Füssen versucht auf Spanisch per Telefon mir einen Besuch der Chirije-Stätte für den nächsten Tag zu organisieren. Leider haben sie nie zurück gerufen .... Leicht geknickt habe ich mir für den nächsten Tag vorgenommen, alles wird besser. Im Endeffekt bin ich aber nur durch Bahía gelaufen, habe Camarónes gegessen, Wäsche gewaschen und mich an den Strand gelegt. Lief ja toll, nömi on tour ....

Ich beschloss also am nächsten Tag einfach weiterzufahren. Leider wusste im Hostel niemand, wann der Bus fährt und im Internet wurde ich auch nicht schlau. Am Abend passierte dann doch eine der wenigen unangehnmen Situationen bisher; Ich war im Zimmer als ich plötzlich einen Schuss hörte und Leute die schrien. Als ich aus dem Fenster kuckte, sah ich wie Leute einen Hund ins Auto hieften und schnell davon fuhren. Erst dachte ich an einen Warnschuss. Etwas später klärte mich der Hostelbesitzer auf, dass ein Typ, der vermutlich unter Drogen stand, eine Frau erschießen wollte. Als der Hund ihn angekläfft hat, hat er dann auf den Hund geschossen und sich versteckt. Aktuell würde die Polizei darauf warten, dass Haus zu stürmen und ich würde ja die ganze Aufregung einen Block weiter verpassen. Nee, das war mir echt zu heikel und ich blieb schön im Hostel (der Typ kam übrigens lebendig(!) in den Knast). Ich habe mich mit einer Kanadierin unterhalten, die mir dann noch erzählte, dass ihrer Tochter auf der Busstrecke Quito-Bahía (ich wollte sie umgekehrt fahren) das Handy und sämtliche Ladegeräte geklaut worden sind... So schön die Küste auch sein mag, irgendwie scheint sie doch gefährlicher als andere Gegenden in Ecuador ...

Leider ging mein Plan am nächsten Tag weiterzufahrn nicht auf, die einzigen Tagesbusse fahren morgens um 6:20 und 8:00 Uhr. Ich kaufte mir also ein Ticket für den nächsten Morgen und fuhr wieder zurück ins Hostel... Lehrgeld muss man immer zahlen und ich nahm mir vor, mich ab jetzt viel besser um die Busse zu kümmern! Ich war etwas geknickt, aber dank Aufmunterung aus Deutschland schmiedete ich einen neuen Tagesplan und machte mich auf den Weg zur Isla Corázon, einer Mangroveninsel. Es ist ein unglaublich tolles Projekt, was von einer kleinen Gemeinde nach dem schlimmen El Niño - Jahr ins Leben gerufen ist. Die Bewohner haben erkannt, was für ein wichtiges Ökosystem die Mangroven sind und wie wichtig sie für die Umwelt und die Gegend sind. In Eigenleistung haben sie die herzförmige Insel die vorher nur ca. 60 ha hatte um fast weitere 100 ha erweitert. Es gibt ein kleines Bildungszentrum, man kann die Mangroventunnels mit dem Kanu durchfahren, verschiedene Vögel beim Brüten oder während der Paarungszeit beobachten (da war die Hölle los!!!) oder über den Steg im Inneren laufen. Obwohl der Guide nur spanisch gesprochen hat, habe ich sehr viel verstanden. Seine Nichten waren auch dabei und haben die ganze Zeit Fotos gemacht, auch von sich selbst. Echt süß! Ein tolles Projekt.

 

Danach bin ich mit dem Bus nach St. Vincente und habe mich dann sogar getraut zu den Fischern auf dem Bootsteg zu gehn und zu fragen: Disculpe, puedo ir a Bahía de aquí? Jaja, ich solle hier warten und dann kam auch schon das Wassertaxi. Es ging über den Rio Chone zurück und später noch etwas chillen am Strand. Ich war mit meinem Tag vollends zufrieden ...

Am nächsten Morgen ging es früh morgens nach Santo Domingo und anschließend nach Mindo, nordwestlich von Quito. Auf Anweisung der Hostelfrau sollte ich auch drinnen auf mein Taxi warten, sonst könnte ich noch erschossen werden. Mann, es war wirklich Zeit zu gehen ... 🙂 Die Fahrt nach Santo Domingo war angehmer als gedacht, habe mich auch mit meiner Nachbarin etwas unterhalten.

Mindo ist auch toll, leider war ich dort nur knapp 24 Stunden. Es ist zwar auch touristisch, aber sehr schön und man kann unglaublich viel unternehmen. Es war das verlängerte Karnevalwochenende, sodass unglaublich viele Touristen, vor allem aus Quito da waren. Ich kam dann auch kurz in den Genuss der ecuadorianischen Karnevalstradition, ich wurde von Kindern mit Wasser bespritzt... In Mindo blieb mir leider nur Zeit etwas rumzulaufen und den Seilgarten mit 13 Seilbahnen zwischen 80 und 400 m zu besuchen. Mir hat das aber super gefallen. Ich hatte Amis gebeten Fotos von mir zu machen und mir zu schicken, aber leider habe ich die noch nicht erhalten. Danach habe ich mir noch einen Naranjilla-Saft gegöhnt und die Schokoladentour gemacht... somit hatte ich auch gleich ein tolles Geschenk für Pablo, Vivi und Patricia ... Schokolade aus Mindo. Am Nachmittag ging es nämlich zurück nach Quito.

Auf dem Plan stehen zwei Wochen Spanischschule, aber dazu bald mehr. Mir geht es gut und ich genieße meinen Aufenthalt in diesem fantastischen Land sehr!!!

Nachtrag: hier sind die Fotos aus dem Seilgarten!